Das Bild wandelt sich, wenn man die Spitze des Gewerbes betrachtet: Escort Service, auch Begleitagentur genannt. Diese Unternehmen wenden sich an Herren mit gehobenen Ansprüchen. Begleitagenturen sind in der Regel reine Dienstleistungsunternehmen, sowohl für die Kunden wie auch für die Escorts. Sie sorgen dafür, daß alles reibungslos läuft. Manche Begleitagenturen bieten sogar einen eigenen Fahrservice an, um die Sicherheit ihrer Escorts zu garantieren.
Die Hauptarbeit von Begleitagenturen ist das Marketing, das heutzutage zum größten Teil im Internet abläuft. Eine Sedcard für jede Dame, oder Herren, beschreibt die persönlichen Charakteristika, inklusive erotischer Vorlieben. Der Escort Service kümmert sich um die Vereinbarung von Terminen und die Zahlungsabwicklung.
So gehoben wie die Klientel der Begleitagenturen – in der Regel Manager, Unternehmer, Diplomaten – so gehoben ist auch der Anspruch an die Escorts. Oft arbeiten attraktive Studentinnen bei Begleitagenturen. Aber ein hübsches Gesicht ist bei weitem nicht genug, um erfolgreich bei einer Begleitagentur tätig zu sein. Die Checkliste umfaßt Stil, gewandte Konversation, Charme, Selbstbewußtsein, Spaß an Erotik, Mobilität und Verfügbarkeit.
Während die Arbeit im Bordell in maximal einer halben Stunde abgewickelt ist, dauern sogenannte ‘Dates’ mit Escorts mindestens zwei Stunden. Oft werden Escorts tage- und sogar wochenweise gebucht. Diese ‘Dates’ können viele verschiedene Formen annehmen. Oft geht es nach einem Restaurant- oder Konzertbesuch in ein Luxushotel. Manchmal bedeutet es einen Tagesausflug nach London oder Paris.
Natürlich hängt das Einkommen – und die Qualität der Klientel – von der Agentur ab und kann stark schwanken. Häufig gibt es auch noch innerhalb der Agentur Abstufungen wie Silber, Gold und Platin. Man fängt bei Silber an und arbeitet sich hoch. Auch die Lage der Agentur bestimmt das Einkommen. Das Preisniveau in Frankfurt liegt höher als in Berlin, der Stadt der Flatrates. Die Honorare bewegen sich zwischen 300 und 600 Euro für zwei Stunden. Sogenannte ‘Overnights’ kosten zwischen 1.000 und 2.000 Euros, im Escort Leipzig aus regionalen Gründen etwas weniger. Oft muß davon eine Provision an die Agentur abgeführt werden.
Um als Escort zu arbeiten, muß man eine Steuernummer beim Finanzamt beantragen und eine Steuererklärung machen. Genaugenommen, muß jede Prostituierte ihre Einkünfte versteuern, auch die Bulgarin auf dem Straßenstrich. In der Praxis ist das jedoch nicht zu überprüfen.
Die Liberalisierung der Prostitution hat hier zu einer Situation geführt, die kaum kontrollierbar ist, in jeder Beziehung. Vor 2002 mußten alle Prostituierten den sogannten ‘Bockschein’ vorweisen, den Nachweis, daß sie regelmäßig untersucht werden gemäß des Seuchenschutzgesetzes. Seit 2002 ist diese Untersuchung freiwillig. Die meisten Prostituierten aus den osteuropäischen Ländern haben keine Ahnung, daß sie Anspruch auf diese Untersuchungen haben.
Deshalb berät die Bundesregierung über eine Reform des Prostitutionsgesetzes. Seit zwei Jahren wird diskutiert, ob eine Anmeldepflicht für Prostituierte eingeführt werden soll. Im Gespräch ist auch ein Verbot der Flatrates, ein Heraufsetzen des Mindestalters auf 21 Jahre und die Wiedereinführung von Zwangsuntersuchungen. Sollte die Reform verabschiedet werden, könnten die neuen Regelungen bereits Anfang 2016 wirksam werden.
Offensichtlich besteht Handlungsbedarf. Eine Studie der Universität Zürich vor fünf Jahren hat gezeigt, daß die meisten Prostituierten in Bordellen und auf dem Straßenstrich psychisch krank sind. Mehr als 60 Prozent leiden an Depressionen und Angststörungen.